Melanie und Stefan Gansauge sind seit 17 Jahren verheiratet. Sie haben zwei Töchter im Alter von 13 und 12 Jahren und sind eine überaus glückliche Familie. Doch das war nicht immer so. Hier erzählen sie ihre ermutigende Geschichte, die uns zeigt, dass Wiederherstellung einer Ehe auch aus der tiefsten Krise möglich ist.
Wir waren sehr jung, gerade 20 und 22, als wir im Sommer 2002, nach 2 Jahren Beziehung, heirateten.
Nach relativ kurzer Zeit in der Ehe begann der Alltag. Die Verliebtheit ließ nach und bei mir (Melanie) machte sich eine gewisse Unzufriedenheit breit. Ich merkte wie ich regelmäßig an meinem jetzigen Leben und der vorangegangenen Entscheidung zu zweifeln begann. Ist es „das“ was ich will? Habe ich nicht viel zu früh geheiratet? Doch da ich in Schichten arbeitete, hatte ich viel Zeit für mich und konnte diese schlechten Gedanken erst mal bei Seite schieben.
2006 kam dann überraschend unsere erste und 19 Monate später unsere zweite Tochter zur Welt und ich blieb bei den Kindern Zuhause. Es war sehr anstrengend für mich mit zwei Kleinkindern und nach einer gewissen Zeit kochte meine Unzufriedenheit, stärker als je zuvor in mir hoch. Liebe ich Stefan überhaupt noch? Es fühlte sich nicht mehr so an. Zwischen all den Windeln, der Wäsche und dem Haushalt fühlte ich mich „gelebt“ und „gefangen“.
Dazu kam, dass ich alles perfekt machen wollte. Die perfekte Hausfrau, perfekte Mutter, perfekte Ehefrau, usw. Je mehr ich das alles aus eigener Kraft versuchte zu sein, umso mehr kam ich an meine Grenzen. Ich sehnte mich nach neuer Verliebtheit und Innigkeit aber auch Freiheit und Abenteuer gleichermaßen. Da ich Stefan nicht verletzen wollte, konnte ich damals noch nicht offen und ehrlich mit ihm über meine Gefühle sprechen. Ich hatte Angst er könne mich nicht verstehen. Stefan selbst bekam von alledem nichts mit. Nach außen versuchte ich den Schein der „guten Ehefrau“ zu wahren und „funktionierte“. Aber ich wollte am liebsten alles hinschmeißen. Auch das anerzogene „Christ sein“. Ich war ja sowieso nie gut genug für diesen Gott, der so viel Verzicht und „gut sein“ von mir abverlangte, wie ich damals dachte.
Dann lernte ich einen anderen Mann kennen. Mit ihm konnte ich offen sprechen. Die Gespräche taten mir gut, aber innerlich zog es mich von Stefan noch weiter weg. Schließlich ermutigte dieser Mann mich auch, mich von Stefan zu trennen. Mehr und mehr fing ich an, mich mit diesem Gedanken der Trennung zu beschäftigen. Und schließlich nach 7 Jahren Ehe sagte ich Stefan, dass ich ihn nicht mehr liebte und ich ausziehen werde. Es war ein Schock für Ihn.
Ich (Stefan) lief während meiner Mittagspause ziellos durch die Stadt. Ich war verzweifelt. Warum wollte sie sich trennen? So plötzlich. Und unsere Mädchen, wie oft würde ich sie dann überhaupt noch sehen? Es waren schreckliche Gedanken und ich begann Gott anzuflehen mir zu helfen. Plötzlich durchfuhr mich eine totale Klarheit und Frieden. Mir war von einem Moment auf den anderen völlig klar wie Melanie sich fühlte. Ihre Unzufriedenheit, plötzlich konnte ich sie durch und durch verstehen. Außerdem war mir auch bewusst: ich liebe Melanie und ich werde um sie kämpfen egal was passiert ist. Mit einer neuen Leichtigkeit und Freude, ja mit fast hüpfenden Schritten lief ich weiter. Für dieses Erlebnis bin ich sehr dankbar. Es ist heute noch übernatürlich für mich. Also begann ich um „Uns“ zu kämpfen.
Wir begannen über alles zu reden und legten all das auf den Tisch was zwischen uns stand. Das war zum Teil sehr schmerzhaft für uns beide. Aber das offene und ehrliche Gespräch und verständnisvolle Hinhören hat uns sehr geholfen.
Auch Gott ging mir (Melanie) liebevoll nach, ER zeigte mir mit unerwarteten Bibelversen auf Plakaten, Büchern die mir ins Herz sprachen oder einem verständnisvollen Wort von Freunden, wer ER wirklich ist. Ein liebevoller Vater, der mich liebt.
Ich wäre damals nie freiwillig zur Seelsorge gegangen, aber ich hatte eine gute Freundin mit einer Seelsorgeausbildung und bei ihr redete ich mir alles von der Seele, was sich noch von meiner Kindheit und Jugend an Verletzungen und falscher Religiosität aufgestaut hatte. Von mir unbemerkt machte sie mit mir Seelsorge und ich erkannte viele Lebenslügen. Zum Beispiel, dass mein Streben nach Perfektion nur eine Suche nach Anerkennung war und vieles mehr.
In der Ehe bleiben wollte ich am Anfang zwar trotzdem nicht mehr, aber im Laufe der Wochen des Gespräches mit Stefan und dem Aufarbeiten meiner Vergangenheit, vollzog sich ein Sinneswandel in mir. Schließlich traf ich einen inneren Entschluss, eine Kopfentscheidung, ein „Ja“ zu meiner Ehe mit Stefan und ein „Nein“ zur Trennung.
Es war erst wirklich nur eine reine Vernunftentscheidung, die mir nicht leichtgefallen ist, da ich sehr gefühlsgesteuert war. Aber Gott stellte sich zu meiner Entscheidung und ein halbes Jahr später bemerkte ich, dass eine Veränderung in mir stattgefunden hatte. Meine Kopfentscheidung war ins Herz gefallen. Ich war neu verliebt! In meinen Ehemann! Ein Wunder für uns beide.
Wir erlebten eine zweite, wunderschöne Verliebtheitsphase und genossen unser Familienleben wie nie zuvor. Auch meine Beziehung zu Jesus veränderte sich sehr. Es war jetzt keine fordernde, tote Religion mehr, sondern eine Beziehung zu einem, mich liebenden Gott. Ein Vater der gute Gedanken über mich hat und mich bedingungslos annimmt. Ich lernte, dass Gott mir nichts vorenthalten möchte, sondern eine guten Plan für mein Leben hat und ER mich segnen möchte. Außerdem lernte ich das „Verliebtheit“ vergeht, aber „Liebe“ eine Entscheidung ist.
Wir sind von Herzen dankbar für diese, wenn auch sehr schmerzhafte Krisenzeit. Sie hat uns zu dem starken Paar gemacht das wir heute sind. Es war ein Prozess, in dem wir viel über uns selbst aber auch über einander lernen durften. Jedes Mal, wenn wir jetzt in unserer Ehe mit einem Problem konfrontiert werden, in Streit, Meinungsverschiedenheiten oder anderen Dingen, dann steht unsere Entscheidung schon von vornherein fest - fürdie Liebe, - fürdie Ehe und ganz besonders - fürden Partner.
Jetzt haben wir es auf dem Herzen Paaren zu helfen die an einem ähnlichen Punkt stehen, wie wir damals und wir möchten ihnen Mut machen. Trefft eine bewusste Entscheidung füreure Ehe.
Es lohnt sich!