Daniel und Christina Leinhäuser


Nachdem Daniel und ich uns fast sechs Jahre kannten, gaben wir uns am 25. Juli 1987 in der Kirche das Ja-Wort; nicht etwa, weil wir eine lebendige Beziehung zu Gott hatten, sondern weil das für uns einfach dazugehörte zu einer Hochzeit. Wir waren sehr glücklich. Beide waren wir erfolgreich im Beruf, konnten uns schon bald unser eigenes Haus kaufen, leisteten uns interessante Ferienreisen und genossen unser Leben in vollen Zügen.

Während dieser Zeit absolvierte Daniel  während sechs Jahren eine berufsbegleitende Ausbildung, die sehr viel von seiner freien Zeit in Anspruch nahm. Ich füllte meine freie Zeit mit Sport aus und hatte bald meinen eigenen Freundeskreis. Ohne es vorerst zu merken, entfernten wir uns immer mehr voneinander.  Aus dieser Distanz kam es auch immer mehr zu Streitereien zwischen uns. Eine innere Leere machte sich in mir breit, und ich fragte mich, ob das wirklich alles war, was das Leben für mich bereithielt. So stellte ich mir meine Ehe nicht vor. An unserem dritten Hochzeitstag eröffnete ich Daniel, dass ich mich von ihm scheiden lassen wolle. Ohne grosse Diskussion willigte er ein. Da wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Kinder hatten, waren wir nach drei Monaten geschieden.

Ich zog in meine kleine Wohnung und freute mich, dieses Kapitel hinter mir zu haben. Nach ein paar Wochen kamen plötzlich Gedanken in mir hoch, wie: „du hast Schuld auf dich geladen“, „weshalb hast du es soweit kommen lassen?“, „du hast Daniel im Stich gelassen“, „was macht er jetzt wohl?“.

Meine Freunde meinten nur, ich solle mir keine solcher Gedanken machen, schliesslich würden ja viele Ehen geschieden. Doch mein Gewissen liess sich davon nicht beruhigen. Manchmal weinte ich den ganzen Abend. Nach zwei Monaten lud mich meine Mutter zu einem evangelistischen Vortrag ein. Nicht etwa weil es mich interessierte, sondern eher ihr zu liebe ging ich hin. Was ich aber an diesem Abend hörte, fesselte mich total.  Ein Ehepaar erzählte von ihren Problemen in der Ehe und wie sie dank Jesus, eine Lösung dafür gefunden hätten. „Wenn Daniel und ich diesen Jesus auch gekannt hätten, wäre es bestimmt nicht so weit gekommen“, dachte ich. Der Referent erklärte dann, dass wir alle die Möglichkeit eines Neuanfangs hätten.  Am Ende des Abends nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und suchte ein Gespräch mit dem Referenten. Ich erzählte ihm von meiner Situation, und wie schwer mich mein Gewissen plagte. Er erklärte mir, dass Jesus genau für solche Dinge gestorben sei, damit wir diese Last nicht mit uns herumschleppen müssen. Zum ersten Mal in meinem Leben hörte ich, dass Jesus aus Liebe zu uns Menschen gestorben ist.  Ich wollte unbedingt mehr von diesem Jesus erfahren und besuchte nun die ganze Woche die Vorträge. Am Freitagabend war für mich klar, dass ich von nun an mit Jesus durch mein Leben gehen wollte.

Vor Weihnachten flog ich für zehn Wochen nach Indonesien. Dort traf ich den Mann, in den ich mich in der Scheidungsphase verliebt hatte. Im Vorfeld dieser Reise hatte ich einen Traum: Dieser Mann stellte mich vor die Entscheidung und forderte mich auf, mich zwischen einem Leben mit ihm oder einem Leben mit Gott zu entscheiden. Im Traum gab ich ihm zur Antwort: „Ich habe mich schon längstens für ein Leben mit Gott entschieden“. Ziemlich verwirrt erwachte ich am Morgen, schenkte aber diesem Traum keine Bedeutung. Damals wusste ich noch nicht, dass Gott auch durch Träume zu uns sprechen kann. Nach genau drei Tagen auf Bali eröffnete mir dieser Mann, dass er nicht mehr in mich verliebt wäre. So hatte ich mir meine Reise nicht vorgestellt. Bald trennten wir uns, und ich reiste alleine weiter.

Ja, ich (Daniel) wehrte mich nicht gegen die Scheidung, denn ich freute mich auf die Freiheit, welche mich erwartete. Und so ging ich dann jeden Abend ab Donnerstag in den Ausgang und meinte, das sei die grosse Freiheit. Aber nach ein paar Wochen war der Reitz von dieser Freiheit auch wieder verflogen. Ich merkte, dass mir Christina eigentlich fehlte. Es kam Weihnachten, und Christina verabschiedete sich für einige Wochen.

 

Als sie zurück kehrte aus ihrem Urlaub, rief sie mich eines Abends an, und wir verabredeten uns. An diesem Treffen erzählte sie mir, was sie auf ihrer Reise erlebt hatte, aber hauptsächlich erzählte sie mir von ihrem Glauben an Jesus Christus, welchen sie gefunden hatte. Ihre Erzählungen faszinierten mich, und ich bin dann nach Hause gegangen und begann zu suchen, denn zu unserer Hochzeit hatten wir doch eine Bibel vom Pfarrer erhalten. Ich fand sie im Büchergestellt, unbenutzt bis dahin. In der Folgezeit trafen wir uns vermehrt.

Christina erzählte mir, dass sie über Ostern an eine christliche Veranstaltung gehe. Ich meldete mich auch an, und wir gingen zusammen ins Berner Oberland. Für mich war es das erste Mal, dass ich eine solche christliche Veranstaltung besuchte, und einiges davon war mir damals fremd. Am Ende des Weekends, bei der Verabschiedung, hatten wir noch ein längeres Gespräch mit einem der Leiter-Ehepaare. Sie offerierten uns, dass wir zu ihnen in die Seelsorge kommen könnten, um unsere Vergangenheit aufzuarbeiten. Zuerst gingen wir getrennt einige Male in die Seelsorge und dann zusammen.

In der Zwischenzeit hatten Christina und ich immer mehr Kontakt miteinander. Gemeinsam besuchten wir eine evangelistische Veranstaltung. An diesem Abend war dann für mich klar, dass auch ich mein Leben Jesus anvertrauen wollte.

Weiterhin gingen wir zusammen in die Seelsorge; wir konnten uns gegenseitig vergeben, wo wir aneinander schuldig geworden sind. An einem gemeinsamen Seelsorgeabend erzählten wir von unseren Plänen, zusammen über Weihnachten/Neujahr für fünf Wochen nach Mexiko zu reisen. Unsere Seelsorger schwiegen einen Moment und fragten uns dann:  „Und wie macht ihr das mit den Zimmern? Habt ihr immer zwei Einzelzimmer?“.  Nun waren wir diejenigen, welche verblüfft waren. Daran haben wir nicht gedacht. Noch auf dem Heimweg haben wir uns entschieden, dass wir noch vor den Ferien heiraten möchten. Zum zweiten Mal. Doch diese Hochzeit sollte anders werden als unsere erste. Im Mittelpunkt dieser Hochzeit stand der Gottesdienst und derjenige, welcher uns eine zweite Chance gegeben hat: Jesus Christus.  

Seit über 25 Jahren sind wir nun wieder verheiratet und haben auch in dieser Zeit Höhen und Tiefen erlebt. Anders als in unserer ersten Ehe wissen wir jetzt aber, dass eine Ehe kein Sonntagsspaziergang ist. Immer wieder nehmen wir uns bewusst Zeit für einander und versuchen, allfällige Konflikte als Chance zu sehen und diese konstruktiv zu lösen. Die Gewissheit, dass Gott ein grosses JA zu unserer Ehe hat, gibt uns auch in schwierigen Situationen Kraft.